KlischeeKlatsche – kein Platz für Antiziganismus


 

DAS PROJEKT

Unser Ziel ist es, dem – konkret und exemplarisch in Duisburg – in Diskurs und politischer Praxis bestehenden Antiziganismus künstlerische und kulturelle Praxen entgegenzusetzen. Besonders wichtig war und ist es, in einem gemeinsamen Dialog mit Mitstreiter*innen einen Gegendiskurs zu entwickeln, der möglichst viele Perspektiven auf ein so komplexes und hartnäckiges Konstrukt eröffnet.

Mit unseren Komplitz*innen – dem AK Antiziganismus des Duisburger Instituts für Sprach- & Sozialforschung (DISS), dem Verein für die solidarische Gesellschaft der Vielen e.V. (SGDV), dem VEREIN DER SINTI IN DUISBURG i.G., dem TRANSNATIONALEN ENSEMBLE LABSA und dem Musiker, Schauspieler und Maler MUSTAFA ZEKIROV – durften wir Teil eines interdisziplinären Arbeitszusammenhangs werden.

 

DER IMPULS ZUM PROJEKT

Spätestens seit 2013 wird die Arbeitsmigration aus Südosteuropa in Duisburg, wie ebenso in einer Reihe anderer Kommunen in der Bundesrepublik, problematisiert und als „Armutszuwanderung“ deformiert. Die administrativen und medialen Problematisierungen richten sich nicht gegen armutsproduzierende Strukturen. Um „unsere Sozialsysteme“ zu „schützen“, haben EU-Mitbürger*innen nach ihrer Einreise zunächst keinen oder nur erschwerten Zugang zu sozialen Leistungen. Damit aber stehen sie unter Druck, jedwede formale oder informelle Arbeit unter noch so schlechten Bedingungen anzunehmen. Während die Produktion von Armut und Prekarität kaum thematisiert wird, erscheinen bestimmte Gruppen als Erzeuger der lokalen sozialen Verwerfungen. In kühner Verdrehung von Kausalitäten verursachen plötzlich die Zugewanderten selbst die hiesigen Probleme. Das sind im Falle der Duisburger Stadtteile Hochfeld und Marxloh: Rom*nja aus Rumänien und Bulgarien, die nicht selten langjährige Diskriminierungsgeschichten aus ihren Herkunftsregionen zu erzählen wissen. In der Bundesrepublik nun werden sie mit dem technischen Verwaltungschiffre „Süd-Ost-Europäische Armutsmigranten“ stigmatisiert. Nahtlos wird an antiziganistische Stereotype angeknüpft. Das Spektrum der Zuschreibungen reicht vom Sozialmissbrauch (der faktisch kaum möglich ist), über Kriminalität (die faktisch jährlich zurückgeht) bis hin zum Müll- und Parasitenproblem. Damit wird ein antiziganistisches Klima angeheizt, in dem offen rassistische Positionen normalisiert gesprochen werden können und auch das lokale Verwaltungshandeln anleiten. Diese Täter-Opfer-Umkehr erschwert es nicht nur, nach sozialen und solidarischen Lösungen zu suchen, sondern verdeckt eigentliche Problemlagen und führt zur legitim erscheinenden Verdrängung, die in Duisburg besonders durch Zwangsräumungen durch die „Task-Force-Problemimmobilie“ augenfällig wird.

Mit unserem vorangegangenen Projekt IN DEN SCHICHTEN GESCHICHTEN SCHICHTEN haben wir uns mit Arbeitsmigration in Duisburg beschäftigt. Der Impuls uns intensiver mit dem Themenkomplex ANTIZIGANISMUS auseinanderzusetzten, resultiert aus den Recherchen und Gesprächen aus diesem Projekt.

 

 | Im Gespräch mit Sylvia Brennemann

von der Initiative Marxloher Nachbarn,
HörFeature 40Min. | deutsch | 2021 DE

 

Ich° treffe im August 2020 Sylvia Brennemann am Petershof in Marxloh, einem Sozial-Pastoral in Duisburg. Es war die kurze Phase zwischen den Lockdowns, wir sitzen draußen im Halbschatten, schlürfen Kaffee, rauchen Zigaretten. Ich erinnre mich an ein reges Kommen und Gehen, der Petershof mit seiner offenen Kirche ist ein Ort der Begegnung, ein Ort für jeden. Für das damalige Projekt IN DEN SCHICHTEN GESCHICHTEN SCHICHTEN wollte ich Sylvias Perspektive auf die neue Arbeitsmigration in Duisburg hören. Der Termin war schnell gefunden und sie informiert mit menschlich zugewandten Sachverstand über Arbeits- und Wohnrealitäten unsrer EU-Mitbürger*innen in Marxloh. Als Mitarbeiterin des Sozial-Pastoral, Mitbegründerin der Initiative Marxloher Nachbarn und als „Marxloher Göre“ weiß sie aus ihrer eigenen Arbeitspraxis von den Folgen struktureller Ausgrenzung und Vertreibung zu berichten.

 

Wir danken Sylvia sehr für das Teilen ihres Wissens!

 

 °Autorin A.I.Hilfrich

 

 | Häuserräumumg

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