KlischeeKlatsche – kein Platz für Antiziganismus
DISKURSANALYSE
| Antiziganismus – der disziplinierende Rassismus
„Antiziganismus ist eine spezielle Form des Rassismus, die sich gegen Roma, Sinti, Fahrende, Jenische und andere Personen richtet, die von der Mehrheitsgesellschaft als ‚Zigeuner’ stigmatisiert werden.“ (1) Das moderne Konstrukt des ‚Zigeuners‘ verdichtete sich seit der Industrialisierung im Zuge der Herausbildung der national sozialen Wohlfahrtsstaaten in Europa zum Gegenbild einer erwünschten ‚nationalen bürgerlichen Norm‘. Ein Setting negativer Zuschreibungen behauptet eine homogene Gruppe des ‚gefährlichen Anderen‘ und stabilisierte und stabilisiert auch heute Normphantasmen des imaginierten ‚Wir‘ der Mehrheitsgesellschaft. Die Stabilisierung des ‚Wir‘ funktioniert nach innen als Disziplinierung der zur Mehrheitsgesellschaft zugerechneten Individuen, nach außen zur Legitimierung von Ausbeutung der Arbeitskraft, Ausgrenzung (räumlich, rechtlich, politisch) und Vertreibung der Personen und Personengruppen, die in den Zerrspiegel des ‚Zigeuners‘ fallen.
Der traurige Höhepunkt dieser entmenschlichenden Zuschreibung wurde mit der Vernichtung über 500 000 europäischer Sinti*zze und Romn*ja durch die deutschen Nationalsozialisten und ihrer Verbündeten erreicht. Der Völkermord wurde nach dem zweiten Weltkrieg geleugnet. Erst mit der Selbstorganisation der deutschen Sinti*zze und Romn*ja, die u.a. 1982 in den Zentralrat der deutschen Sinti und Roma mündete, konnte die Anerkennung der Vernichtung als rassistischer Massenmord, des PORJAMOS (2), erstritten werden.
Die verschleppte und nach wie vor zähe Aufarbeitung des PORJAMOS ist symptomatisch für einen hartnäckig verankerten Antiziganismus in der ‚Mehrheitsgesellschaft‘. Leicht lässt sich das konstruierte Bild des ‚Zigeuners‘ reaktivieren und legitimiert rassistisch motivierte Ausschlüsse.
(1) Antiziganismus Grundlagenpapier, ALLIANZ GEGEN ANTIZIGANISMUS, 2016, https://zentralrat.sintiundroma.de/grundlagenpapier-antiziganismus/, (Zugriff, Feb.2022).
(2) Das Romanes-Wort Porajmos [pʰoɽajˈmos] (auch Porrajmos, deutsch: „das Verschlingen“) bezeichnet den Völkermord an den europäischen Roma in der Zeit des Nationalsozialismus, Wikipedia (Zugriff Feb.2022).
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