Anma Günü / Gedenkveranstaltung / Commemoration
Am 31. August 2019 laden die Initiative DU 1984 und die Betroffenen der Familie Satir dazu ein, gemeinsam der Brandstiftung von 1984 und der verstorbenen sieben Familienmitglieder zu gedenken.
On August 31, 2019, the Initiative DU 1984 and the affected persons of the Satir family invite you to commemorate the arson of 1984 and the deceased seven family members together.
Türkçe olarak davetiye
hier das Programm
Am 31. August 2019 laden die Initiative DU 1984 und die Betroffenen der Familie Satir dazu ein, gemeinsam mit der Familie Satir an die Brandstiftung von 1984 und ihre verstorbenen sieben Familienmitglieder zu gedenken.
Döndü Satir, Zeliha Turhan, Çigdem Satir, Ümit Satir, Songül Satir, Rasim Turhan und Tarik Turhan starben bei der Brandstiftung auf ihr Wohnhaus am 26. August 1984 in Duisburg-Wanheimerort. Rukiye Satir, Remziye Akkus, Suat Akkus, Aynur Satir Akca und Eylem Satir Özcan überleben die Brandsiftung schwerverletzt. Staatsanwaltschaft, lokale Politik und Polizei schließen schon zwei Tage nach der Brandstiftung ein „ausländerfeindliches“, somit politisches Motiv aus. Die anfänglich rege Berichterstattung im Sommer 1984 verebbt, als die Tat nicht aufgeklärt werden kann. Nur zwei Monate später schreiben die lokalen Zeitungen, obwohl feststeht, dass es Brandstiftung war, von einem "tragischen Großbrand" und einer "Tragödie". Die Entpolitisierung setzt sich fort, und der Fall gerät in Vergessenheit.
Nur die Betroffenen, die Nachbarschaft und die migrantische Community können sich noch mit Trauer und vielen ungeklärten Fragen an die Brandstiftung erinnern. 1994 erst gesteht eine Täterin die Brandstiftung von 1984 und eine weitere Brandstiftung auf ein Geflüchtetenwohnheim in Duisburg. Ein ausländerfeindliches Motiv wird vor Gericht explizit ausgeschlossen, und eine psychische Störung und somit Schuldunfähigkeit festgestellt.
35 Jahre später will die Initiative DU 84 mit einer unabhängigen Kommission eine erneute Überprüfung des Motivs der Brandstiftung erreichen. Sie fordern Aufklärung darüber, wie die Sicherheitsbehörden das Motiv "Rassismus und Hass gegen Migrant*innen" explizit untersucht haben. Mit den Betroffenen gemeinsam organisieren sie eine lokale Intervention und suchen eine würdevolle Form einer Anerkennungs- und Erinnerungskultur. Die Initiative kämpft darum, dass die Perspektive der Betroffenen rassistischer Gewalt in das kollektive Gedächtnis eingeht. Um dies zu erreichen lädt die Initiative Aktivist*innen, Wissenschaftler*innen, Initiativen und Künstler*innen ein zum Gedenktag. Und am wichtigsten - sie lädt Betroffene rechter und rassistischer Gewalt selbst ein, um gemeinsam zu sprechen, zu trauern und um uns zu organisieren.
Wir schreiben unsere Geschichte selbst! Gewalt, Rassismus und Ausschluss sind Teil dieser Geschichte. Wir wollen endlich über den Rassismus und über migrantische Leben in den 1980er Jahren sprechen. Es fehlt eine Sprache und Sichtbarkeit für dieses Dunkelfeld. Systematisch werden politische und rassistische Motive weder erwähnt noch strafrechtlich angemessen verfolgt. Seit den NSU-Prozessen wissen wir, wie behördliche Blindheit zur Entwertung von Rassismuserfahrungen, institutioneller Gewalt und Ohnmacht führen. Wir müssen davon ausgehen, dass in den 1980ern weit mehr Tote durch rechte Gewalt zu beklagen sind, als offizielle Zahlen berichten. Im Rahmen des Gedenktags wird eine juristische Neubewertung des Falles präsentiert und in zwei Podiumsgesprächen über Rassismus und migrantische Selbstorganisation in den 1980ern, sowie Erinnerungspraktiken diskutiert. Das Programm wird gerahmt von Kurzfilmen und Musik.
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