Ein Stück von Tankred Dorst / Textfassung und Inszenierung: Olaf Reifegerste / Bühne und Kostüme: Sigrid Trebing / Künstlerische Assistenz: Claudia Gonzalez

wdr_mosaik

Alternative Termine:
Donnerstag, 03.03. 20:00 Uhr
Freitag, 11.03. 20:00 Uhr
Samstag, 12.03. 20:00 Uhr

Die auf Duisburg-Ruhrort adaptierte Geschichte spielt in einer ehemaligen Eisenwarenhandlung auf der Harmoniestraße, die der Projektentwickler Jockel zu einem exquisiten Antiquitätengeschäft umbauen will. Er hat nur zwei Probleme: Erstens kein Geld, das soll ein adliger Großinvestor beisteuern, und zweitens Herrn Paul, dieser lebt nämlich dort seit Jahren mit seiner älteren Schwester Luise in einer heruntergekommenen Wohnung im ursprünglich elterlichen Haus. Es geht also um das Thema „Entmietung", einem klassischen Vorgang der Gentrifizierung.

Der Begriff Gentrifizierung, auch Gentrifikation genannt, ist abgeleitet vom englischen Wort „gentry", zu Deutsch: niederer Adel. Er wird in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen zur Charakterisierung von Veränderungsprozessen in Stadtvierteln verwendet und beschreibt den Wechsel von einer statusniedrigeren zu einer statushöheren, weil finanzkräftigeren Bewohnerschaft, der oft mit einer baulichen Aufwertung, mit Veränderungen der Eigentümer-struktur und mit steigenden Mietpreisen einhergeht.

Doch Herr Paul ist ein Oblomow, wie er im Buche steht. Durch seine Verweigerungshaltung und Unangepasstheit verkörpert er eine Existenz, die durch Nicht-Handeln, durch die Widerständigkeit des Trägen, den Geist der kapitalistischen Innovation konterkariert. Er ignoriert die Gebote von Effizienz, Zeitökonomie, Arbeit und Kapital, indem er da ist. „Wer lebt, stört", sagt er und setzt damit eine Handlung passiven Widerstands in Gang. Das Schauspiel wurde 1994 zum „Stück des Jahres" gekürt.

Es spielen: Axel Gottschick (Herr Paul), Friederike Schmahl (Luise, seine Schwester), Peter G. Dirmeier (Jockel, ein Ruhrorter Projektentwickler), Silke Roca (Lilo, seine Freundin), Sascha von Zambelly (Der Graf als Investor)

Musik: Wolfgang van Ackeren (Komposition, Klavier, Glockenspiel), Dirk Friedrich (Chromatische Mundharmonika) und Heiner Rosch (Theremin, Trompete)

Vorverkauf: Gemeindehaus Kreativquartier Ruhrort, Dr.-Hammacher-Straße 6, 47119 Duisburg, Tel. 0203 9356612

akzente