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Gut für alle | "Herr Paul" von Tankred Dorst - Lesung |
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Gut für alle — Investitionen Lokal Harmonie, Harmoniestr. 41, 47119 Duisburg Was macht „Herr Paul" in Ruhrort? Herr Paul: Axel Gottschick —
Zu einer Lesung mit fünf Schauspielern lädt das Lokal Harmonie am Freitag, 19. Juni um 20:00 Uhr zu sich auf die Harmoniestraße 41 nach Duisburg-Ruhrort ein. Auf dem Programm steht die Lesung des Theaterstückes „Herr Paul" von Tankred Dorst. Doch den 1994 entstandenen Text hat Olaf Reifegerste, einst Gründer des Kreativkreis Ruhrort und langjähriger Koordinator der Duisburger Akzente, auf die aktuelle Lebenssituation im Hafenstadtteil inhaltlich angepasst, textlich eingestrichen und die Szenerie künstlerisch eingerichtet. Auch die Freunde von „Verdi"-Opern kommen dabei auf ihre Kosten.
Die adaptierte Geschichte spielt in einer zerfallenen Fabrik in Ruhrort, die der Projektentwickler Jockel in eine moderne Großwäscherei umbauen will. Er hat nur zwei Probleme: Erstens kein Geld, das soll ein adliger Großinvestor beisteuern, und zweitens Herrn Paul, dieser lebt nämlich dort seit Jahren mit seiner älteren Schwester Luise in einer heruntergekommenen Wohnung im ursprünglich elterlichen Haus. Es geht also um das Thema „Entmietung", einem klassischen Vorgang der Gentrifizierung. Der Begriff Gentrifizierung, auch Gentrifikation genannt, ist abgeleitet vom englischen Wort „gentry", zu Deutsch: niederer Adel. Er wird in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen zur Charakterisierung von Veränderungsprozessen in Stadtvierteln verwendet und beschreibt den Wechsel von einer statusniedrigeren zu einer statushöheren, weil finanzkräftigeren, Bewohnerschaft, der oft mit einer baulichen Aufwertung, mit Veränderungen der Eigentümerstruktur und mit steigenden Mietpreisen einhergeht. Doch Herr Paul ist ein Oblomow, wie er im Buche steht. Durch seine Verweigerungshaltung und Unangepasstheit verkörpert er eine Existenz, die durch Nicht-Handeln, durch die Widerständigkeit des Trägen, den Geist der kapitalistischen Innovation konterkariert. Er ignoriert die Gebote von Effizienz, Zeitökonomie, Arbeit und Kapital indem er da ist. „Wer lebt, stört", sagt er und setzt damit eine Handlung passiven Widerstands in Gang. Das Schauspiel wurde 1994 zum „Stück des Jahres" gekürt. Und die Lesung in Ruhrort wurde mit freundlicher Unterstützung des Kulturbeirates der Stadt Duisburg gefördert.
Gut für alle — InvestitionenEin Kreativ-Quartier-Projekt 2015 mehr Infos auf ruhrort2020 Webseite
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